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Problembereich

Biotechnologie

Vom versehentlichen Freilassen künstlicher Erreger bis hin zu katastrophalen Folgen von gentechnischen Experimenten—die Gefahren der Biotechnologie sind zu groß, um blind voranzuschreiten.

Der Begriff der Biotechnologie bezieht sich auf machtvolle Werkzeuge, die im späten 20. Jahrhundert entwickelt wurden und mit denen die Eigenschaften von lebenden Zellen, Pflanzen und Tieren geformt und umfunktioniert werden können. Zu diesen Werkzeugen gehören die DNA-Sequenzierung, die synthetische Biologie, rekombinierte DNA und Genom-Editierung.

All diese Instrumente, die zur Verlängerung oder Rettung von Leben entwickelt werden, könnten auch ihr Ende bedeuten – sei es durch unbeabsichtigte Folgen oder durch böswillige Absicht. Ebola, Zika und COVID-19 mögen natürlichen Ursprungs gewesen sein, aber das bedeutet weder, dass der nächste Ausbruch natürlich sein wird, noch dass die richtigen Schritte unternommen werden, um einen Laborunfall zu verhindern. Obwohl der Einsatz und die Entwicklung von Biowaffen seit 1972 verboten sind, verfügen reiche wie arme Nationen weiterhin über die Ressourcen und das Know-how, um sie herzustellen. Es könnte sogar bald möglich sein, tödliche Proteine oder Zellen günstig zu Hause zu „drucken”. Viele Wissenschaftler fordern ein Moratorium für Gentechnologien, bis wir eine bessere Vorstellung davon haben, womit wir es zu tun haben. Eine bestimmte Art der Genom-Editierung, die sogenannte Gain-of-Function-Forschung (in etwa: Forschung zum Gewinn von Funktionen), ist besonders besorgniserregend. Bei der Gain-of-Function-Forschung wird die Verbesserung von Krankheitserregern untersucht, z. B. die Erhöhung ihrer Übertragbarkeit und Virulenz, oder die Erweiterung des Spektrums möglicher Wirte. Angesichts der hohen Risiken und des unklaren Nutzens haben sich viele für ein Verbot der Gain-of-Function-Forschung ausgesprochen.

Die DNA-Sequenzierung, bei der die vier Bausteine eines bestimmten DNA-Strangs neu angeordnet werden, ist seit der Veröffentlichung des vollständigen menschlichen Genoms im Jahr 2003 im Preis gesunken. Dies ermöglicht bedeutende medizinische Durchbrüche, wie die Verfolgung von Epidemien in Echtzeit oder die Entwicklung neuer Krebsmedikamente, die auf bestimmte DNA-Mutationen abzielen. Diese Art der genetischen Analyse hilft jedoch auch bei der Entwicklung von Biowaffen. Zudem sammeln Regierungen und Unternehmen zunehmend DNA-Informationen von Einzelpersonen und Familien, was eine Bedrohung für Privatsphäre und Freiheit darstellt.

Auch die synthetische Biologie – d. h. die Erstellung von Bakteriengenomen von Grund auf und deren Injektion in lebende Zellen – schreitet schnell voran. Zu den Zielen gehören die Herstellung von maßgeschneiderten Zellen für Medikamente, von menschlichen Zellen, die gegen alle Viren immun sind, sowie von Möglichkeiten der DNA-basierten Datenspeicherung. Professor George Church hat sogar vorgeschlagen, „alte Freunde” wie das Wollmammut oder den Neandertaler zurückzubringen. Diese Möglichkeiten werfen ethische Fragen auf und bergen die Gefahr einer Demokratisierung der Fähigkeit, Biowaffen zu entwickeln, um nur eine mögliche Schadensquelle zu nennen. Einem Virologen ist es beispielsweise bereits gelungen, das Pferdepockenvirus (das mit dem Pockenvirus verwandt ist) mit online bestellter DNA herzustellen.

Rekombinante DNA, so genannte „rDNA”, hat Auswirkungen auf einen großen Teil der modernen Gesellschaft, von der biomedizinischen Forschung über die meistverkauften Medikamente bis hin zu den Kleidern, die Sie tragen. Mit diesem Werkzeug können Forschende ein nützliches Protein aus seinem ursprünglichen Kontext herauslösen und es in großen Mengen reproduzieren oder in andere Spezies verpflanzen. Dies hat viele medizinische Fortschritte ermöglicht, darunter eine wachsende Zahl von Impfstoffen. Das Risiko besteht darin, dass rekombinante Viren oder rDNA, die von arzneimittelresistenten Bakterien stammen, aus dem Labor ausbrechen und die Öffentlichkeit infizieren könnten. rDNA bietet zudem noch eine weitere Möglichkeit für böswillige Wissenschaftler oder Terroristen, Biowaffen herzustellen.

Und schließlich ist da noch die Genom-Editierung. Die Wissenschaftler hinter einer Genom-Editierungstechnologie namens CRISPR/Cas9 – auch bekannt als „DNA-Schere“ – glauben, dass sie der Schlüssel zur Heilung von genetischen Krankheiten, mutationsbedingten Krankheiten wie Krebs und sogar Viren sein könnte. Durch das Einsetzen von Cas9 in die Zellen eines Patienten könnten die Mutationen, die Krankheiten verursachen, behoben werden. Versuche mit CRISPR/Cas9 in menschlichen Zellen haben jedoch zu beunruhigenden Ergebnissen geführt: Es traten Mutationen in Teilen des Genoms auf, für die keine Veränderungen vorgesehen waren. Darüber hinaus könnte die Genom-Editierung in reproduktiven Zellen zu gefährlichen Mutationen führen, die an künftige Generationen weitergegeben werden. Einige befürchten unethische Anwendungen, wie z. B. durch Eltern, die die Eigenschaften ihrer Kinder auswählen (die Idee des „Designerbabys“), obwohl bisher keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen den Genen eines Menschen und seiner Intelligenz, seinem Aussehen usw. gefunden wurden. Ein Gene Drive könnte zwar die Ausbreitung bestimmter Krankheiten minimieren, aber auch immensen Schaden anrichten, da er darauf abzielt, eine ganze Art zu töten oder zu verändern.

Wir müssen dafür sorgen, dass Biotechnologie weiterhin lebensrettenden neuen Entwicklungen dient, wie z. B. den raschen Erfolgen des COVID-19 Impfstoffs, und nicht schrecklichen Waffen, die das Potenzial haben, die Grenzen zwischen Krieg und Frieden zu verwischen oder die menschliche Natur zu verändern.

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